Viehzucht

Die Viehzucht war für die Wirtschaft von Lusern immer ein sehr heikler Aspekt. Man denke nur an die Beschaffenheit des Gebiets, den Mangel an Weideland, aber auch an das nicht gerade günstige Klima dieses hoch gelegenen Orts. Die meistverbreitete Zucht war die von Ziegen und Rindern, welche den Rohstoff für die Käseherstellung in der Gemeinschaftskäserei lieferten, die es bis zum Ende der siebziger Jahre in diesem Dorf gab. Die produzierte Milch wurde dort zu Butter und Käse verarbeitet, die dann unter den Einwohnern im gleichen Verhältnis zu der Milchmenge verteilt wurden, die sie eingebracht hatten.

In einer Umgebung wie der von Lusern nahm auch die Schweinezucht einen bedeutenden Rang ein. Früher war es für die Einwohner von Lusern Brauch, am 2. November nach Asiago zu ziehen, um dort ein Ferkel mit 10-12 kg Gewicht zur erwerben, das dann ein Jahr lang aufgezogen und reichlich gefüttert wurde, um dann vor Einbruch des nächsten Winters geschlachtet zu werden. Da nicht der kleinste Teil des Schweins weggeworfen wurde, ergab sich daraus zweifellos ein guter Ertrag.

Sehr große Bedeutung hatten die Arbeitstiere, besonders Esel und Pferde, die zwar in der Landwirtschaft nur wenig gebraucht wurden, dafür aber ein unerlässliches Mittel für das Schleppen von Holz und das Heranschaffen von Verbrauchsgütern sowie zur Gewährleistung der Nutzbarkeit der Straßen während des Winters darstellten. Der Besitz von Eseln und Pferden war denjenigen vorbehalten, die Handel trieben, also nur wenigen, wohlhabenden Familien, mit dem Ergebnis, dass sich die wichtigsten Wirtschaftstätigkeiten in den Händen weniger Personen konzentrierten.

Auch die Zucht von Geflügel und anderem Kleinvieh spielte eine sehr bedeutende Rolle, besonders weil sie oft die einzige Quelle darstellte, aus der tierisches Eiweiß für die eigene Ernährung gewonnen werden konnte. Neben dem Geflügel, dessen Fleisch sich sehr gut für die Zubereitung von Suppen eignete, lieferten Hennen und Gänse eine große Zahl von Eiern, und überzählige Eier konnten für wenige Münzen verkauft werden und gestatteten somit den Kauf anderer Lebensmittel.